Sa. 15.9.: Perspektiven auf die radikale Selbstorganisation des Proletariats mit Felix Klopotek, 19 Uhr Alte Meierei

Räte gegen den Rat, Pläne gegen den Plan

Samstag, 15. September | 19 Uhr | Alte Meierei (Hornheimer Weg 2, Kiel)

Über die Rolle der Räte in der deutschen Novemberrevolution ist viel gerätselt worden: Markierten sie den Übergang in das parlamentarische System (nicht mehr, aber auch nicht weniger)? Waren sie bloß ein Irrläufer der hiesigen Demokratiegeschichte? Oder bargen sie ein Potential, das auf eine andere Republik verwies: die sozialistische?

Den meisten Antworten merkt man das jeweilige parteipolitische Interesse an. Eine konsequente Aufarbeitung der europäischen Räterevolutionen in den Jahren nach 1917 fand tatsächlich nur an den Rändern der Arbeiter*innenbewegung statt: im rätekommunistischen Milieu. Die staatstragende Rolle der Sozialdemokratie – bis an die Grenze zum Faschismus – und die terroristische Politik der Bolschewiki wurden hier im Zusammenhang mit der Herausbildung des Monopolkapitalismus diskutiert, der Sinn der Räte einzig als Instrument der Selbstbefreiung der Arbeiterinnen und Arbeiter erkannt. Die Schriften von Anton Pannekoek, Otto Rühle, Paul Mattick oder Willy Huhn sprechen nicht mehr direkt zu uns, der Rätekommunismus ist, spätestens seit den 1950er Jahren, eine historische Strömung. Aber seine Radikalität, mit der er die (bürgerlichen) Deformationen der Arbeiter*innenbewegung einer Analyse unterzog, bleibt unabgegolten. Dieses Nicht-Erfüllte zu bestimmen und damit auch einen etwas anderen Blick auf den November 1918 zu werfen, ist Ziel des Vortrags. »Auf tausend Kriege kommen nicht zehn Revolutionen; so schwer ist der aufrechte Gang. Und selbst wo sie gelungen waren, zeigten sich in der Regel die Bedrücker mehr ausgewechselt als abgeschafft.« (Ernst Bloch)

Die Veranstaltung findet im Rahmen des Get Organized! Antifa-Wochenende 2018 und in Kooperation mit der Rosa Luxemburg Stiftung Schleswig-Holstein statt.

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